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Channel: Gudrun, Autor bei Spinnradgeschichten
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Wollfärberei. Oder, was mich am alten Handwerk so fasziniert.

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Heute nehme ich euch wieder mit in meine Wollfärberei, das heißt eigentlich nur in meine Küche. Die wird heute zur Alchimistenbude.

Als ich im Dithmarschen war, in Barlt in der Mühle Ursula, konnte ich fasziniert erfahren, wie jeder neue Müller, jede Müllergeneration die Mühlentechnologie weiter entwickelt hat. Jetzt trieb mich die Frage um, wer auf die Idee gekommen ist, Wolle zu färben. Vielleicht war auch alles nur ein Zufall. Wer weiß? Wenn sich ein Schaf nach dem Regen in heruntergefallene Holunderbeeren gelegt hat, wurde es eben zum Holunderschaf.

helle_Flotte Wollfärberei, den Sud herstellen

Nein, wir genehmigen uns keinen Umtrunk. Das würde uns bestimmt nicht schmecken. Der Sud aus Zwiebelschalen riecht auch nicht besonders gut. Er muchtelt, als würde man uralte Holzmöbel mit einem nassen Lappen abwischen.

Im ersten Glas ist die Farbbrühe gleich nach dem Ansetzen der Zwiebelschalen und im zweiten Glas nach einer Stunde Kochzeit. Die Farbpigmente gewinnt man erst richtig, wenn der Sud eine Stunde vor sich hin geköchelt hat.
Überhaupt braucht man bei der Wollfärberei viel Geduld.

Ich nutzte die Gelegenheit, um mit Hilfe meines neuen Thermometers die Temperatur auf neunzig Grad zu halten. Nicht mehr und nicht weniger. Irgendwann klappte das Zusammenspiel mit meinem Herd.

Wollfärberei, die Wolle kommt ins Farbbad im_Sud

Wolle nimmt es sehr übel, wenn sich die Temperatur, der man sie aussetzt, drastisch ändert. Sie filzt und ist, wenn man diesen Effekt nicht gerade will, unbrauchbar.

Am anderen Tag gab ich die Wolle in die auf Zimmertemperatur abgekühlte Farbflotte und erwärmte Färbegut und Brühe langsam bis auf 90 Grad. Sieden darf das nicht, weil es zum Verfilzen der Wolle führt. Nur ganz leicht dürfen kleine Bläschen aufsteigen. Eine Stunde stand ich mit dem Thermometer in der einen Hand und dem Rührlöffel in der anderen am Färbetopf.
Jetzt sah es wirklich aus wie in einer Wollfärberei.

abtropfen Wollfärberei, nach dem Farbbad

Clara Himmelhoch meinte letztens schon, dass die Wolle im Topf aussieht, als würde ich Spaghetti kochen. Jetzt ist quasi noch Tomatensoße dazu gekommen.

Wieder stand der Topf eine  Nacht in meiner Küche herum, denn alles sollte sich langsam abkühlen. Danach ging es ans Spülen, spülen, spülen. So lange bis das Wasser klar blieb. Ich habe zum Ende hin die Wolle mit einem milden Wollwaschmittel gewaschen. Und weil ich sie ganz ordentlich heftigen Prozeduren ausgesetzt hatte, bekam die Wolle zum Abschluss meine spezielle Pflegespülung.

Abschließen kann ich die Wollfärberei noch nicht. Im Sommer baue ich im Garten mal das Dreibein auf und färbe Wolle mit meinen gesammelten Ringelblumen. Dazu ziehe ich mich auch mal an wie anno dunnemals.

Meine Wolle hat jetzt Ruhe vor mir,  darf trocknen. Je trockener sie wird, um so heller wird die Farbe. Es ist ein schönes Goldgelb geworden. Na bitte, wer sagt es denn:

Ich kann also doch Gold spinnen. :)

Der Beitrag Wollfärberei. Oder, was mich am alten Handwerk so fasziniert. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.


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