„Das ist schwer“, sagt der Herr E. als er das Paket von Karin rein trug. Ich wusste, dass Karin mir Hanffasern schicken wollte für mein Projekt „Pflanzenfasern“. Die können nicht doch unmöglich so schwer sein. Für die Fasern war ein Plätzchen auf dem Balkon vorgesehen und dann hatte ich es erstmal vergessen.

Zwei Wege habe ich mir überlegt, um aus diesem Pflanzenberg Fasern zu gewinnen, die man weiter verarbeiten könnte. Ach, nein, ich will keinen Textilbetrieb gründen. Dafür fehlt mir das Kapital. Ich will es einfach wissen, wie unsere Vorfahren ihre Textilien hergestellt haben. Es nötigt mir Ehrfurcht und Respekt ab.

Ich werde mir auch keine Geräte anschaffen. Die waren ja auch am Anfang nicht da. Also werde ich probieren und mir etwa einfallen lassen. Ich möchte nur eine handvoll Fasern haben, die ich spinnen kann. Und wer weiß, vielleicht geht es dann besser als gedacht.Vielleicht schaffe ich es aber auch nicht.
Die Bearbeitung meiner Pflanzenfasern beginnt mit der Röste, d.h. nach dem Schnitt werden die Stiele der Pflanzen mehrere Wochen am Boden ausgelegt. Nässe, Regen, Schnee – das alles müssen die Fasern über sich ergehen lassen, damit die Röste beginnen kann. Beim Rösteprozess werden die Pektine im Pflanzenstängel aufgelöst. Ist dieser „Leim“entfernt, lösen sich die Holzbestandteile und geben die Fasern frei. Die Fasern verrotten langsamer als der Rest. Deshalb bleiben sie übrig, wenn man es nicht übertreibt.
Im Winter funktioniert das nicht, weil der Prozess Bakterien braucht. Deshalb werde ich mich gedulden, bis es wärmer wird. Auf zwei Wegen werde ich versuchen, zu meinen Fasern zu kommen..

Wie es dann weiter geht, mit Brechen, Schwingen, Hecheln, das erzähle ich bestimmt dann auch. Auf alle Fälle bin ich schon selber gespannt. Danke, Karin, für diesen Anstupser.
So, nun aber zu der Frage, warum das Päckchen schwer war. Die Pflanzen konnten es nicht sein.
Karin hatte noch Leckereien dazugetan. Ich Schussel habe es nicht gleich gemerkt. Auch dafür herzlichen Dank, liebe Karin. Beim „Hirnen“ und Pläne machen braucht man ja auch ein bisschen Kraft. Und gute Laune. 🙂

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