„Wir schenken uns nichts“, das höre ich jetzt wieder öfter. Und manchmal sehe ich auch den berühmten Zeigefinger oben. Mein Ding ist das nicht. Ich schenke gern und kann das leider immer viel zu wenig tun.
Weihnachten an Geschenken zu werkeln, hatte in unserer Familie Tradition. Meine Mutter strickte zum Beispiel meine Puppen immer neu ein. Die Tage sind jetzt sehr kurz, oder anders gesagt: die Nachmittage und Abende sind lang. Und so begann, als meine Kinder noch zu Hause waren, immer die Zeit der Heimlichkeiten, des Werkelns und Raschelns, des Flüsterns, und der Aufschrift an der Kinderzimmertür: EINTRITT NUR NACH ANMELDUNG.
Inzwischen wohnen meine Kinder schon lange nicht mehr bei mir, aber bestimmte Traditionen haben wir beibehalten. Wir treffen uns Weihnachten. Die freien Tage machen es möglich, dass meine erwachsenen Kinder von weit weg anreisen können. Und wir schenken auch, ausgewählte Dinge, die der Beschenkte brauchen könnte oder die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ihm passen. Da geht es nicht um „Schenken um des Schenken Willens“ und auh nicht um teure Dinge. Es geht um Freude machen. Die sich gut zu überlegen, hat man ein Jahr Zeit.

Das bekommt eine junge Frau, der manchmal auch kalt ist, so wie mir.
Je eher ich fertig bin mit meinen Geschenken, um so mehr Details kann ich noch herausarbeiten. Ein Band häkeln zum Beispiel, weil es Geschenkband aus Plastik und so schon lange nicht mehr gibt bei mir.

Den Kindern im Haushalt kann man zeigen, wie die Wolle zu Beginn aussah, wie kuschlig und sortiert sie nach dem Kämmen ist, wie sich alles anfühlt, wenn sie schließlich verstrickt ist. Vielleicht sitzen Mutti und Kinder dann genauso um den Küchentisch herum, wie ich damals mit meinen Kindern. Ein schöner Gedanke ist das.

Mein gezeichnetes Leineschaf wird einen „Anhänger“ zieren mit Pflegehinweisen für die Wolle. Ich möchte nicht nur schenken, sondern ich werde von den Schafen erzählen, die die schöne weiße und glänzende Wolle gegeben haben, wo sie wohnen, wer sie pflegt und dafür sorgt, dass diese Schafrasse nicht ausstirbt. Es wäre beinahe schon passiert.

Das ist schon wieder für das nächste Projekt. Und auch das werde ich wieder schenken, mit Freude. Auch filzen werde ich wieder. Zeigen kann ich es erst später, denn es könnte sein, dass der zu Beschenkende mit liest. Und dann wäre es keine Überraschung mehr.
Beim Suchen nach Geschenken bin ich auf einen italienischen Tierarzt gestoßen, der mich sehr beeindruckt hat, mit dem was er tut. Es ist also nicht nur, dass ich mich mühe, es ist auch alles sehr interessant und das macht letztendlich doppelt Freude. Auch von dem Tierarzt und seinen Tieren berichte ich noch.
So, ich hocke mich jetzt wieder an mein Spinnrad, denn ich möchte noch einiges schaffen.
Weihnachte in diesem Jahr wird anders. Besuchen werden wir uns nicht, aber schön sein kann es dennoch. Das ist gut und daran halte ich mich fest.

Der Beitrag „Wir schenken uns nichts!“ Klingt edel, aber ist es das auch? erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.