Meine Freundin wollte unbedingt nach Pödelwitz, in das Dorf, welches weggebaggert werden soll. Diesmal fiel mir mein Dortsein nicht so schwer, weil es immerhin ein Fünkchen Hoffnung gibt.
Ich wurde heute abgeholt. Die Sonne schien und wir fuhren durch eine wunderbare herbstliche Auenlandschaft. Manche Bäume hatten ihre Blätter schon verloren, andere hatte schon gelichtetes Blattwerk. Wie filigran das aussah im goldenem Herbstlicht! Ich genoss das sehr, bis schmerzlich klar wurde, warum wir unterwegs waren und wo wir hin wollten.

Ich hatte vor einiger Zeit meiner Freundin von Pödelwitz erzählt. Und nun wollte sie dahin, auch weil es einerseits Bemühungen und andererseits auch Hoffnung gibt, das Dorf zu erhalten. Die sächsische Regierung verhandelt wohl gerade mit der Mibrag, auch auf Druck der Menschen, die hier regelmäßig ein Klimacamp veranstalten. Die Mibrag will jedoch baggern, schließlich hat sie die Mehrzahl an Grundstücken gekauft.

Es tut weh, solche Objekte zu sehen. Manche waren mit rot-weißem Absperrband umwickelt. So ein Schild war an ein Haus geschraubt. Daneben war ein Fenster zu sehen, an dem noch ein Fensterbild hing. Die Leere war bedrückend.

Als ich vorher schon mal mit meiner Freundin Hella im Dorf war, wirkte es noch bewohnter. Jetzt erobert sich die Natur schon vieles zurück. Wir mussten uns durch Büsche zwängen, denn die Wege sind entweder schon zugewachsen oder mit Gittern und Zäunen verstellt. Die Kirche hat offenbar auch schon verkauft. Das Pfarrhaus ist leer, ein Spielplatz daneben verlassen. Schade. Und doch gibt es im Dorf jemand, der trotzdem in den Schaukasten der Kirche die Veranstaltungshinweise aus den Nachbargemeinden aushängt.
Ich spürte einen Druck im Magen.

Warum bin ich da hin? Meine Freundin meinte, dass sie das nicht so sehr belastet, weil sie keine Beziehung zu Pödelwitz hat. Ich komme aus einer Tagebaugegend, habe erlebt, wie Dörfer weichen mussten. Auf ein Foto vom Bagger hatte ich keine Lust mehr.
Eigentlich wollte ich mit jemand sprechen, der dort geblieben ist. Wir wurden auch beobachtet, aus einiger Entferung. Ins Gespräch sind wir nicht gekommen und das kann ich gut verstehen. Es weiß ja keiner, wer wir sind, Immobilienhaie, Nasen von der Mibrag, Katastrophentouristen, Versicherungsheinis …
Man sollte das Dorf den Menschen zurück geben und die geblieben sind, entscheiden darüber, wer dazu kommen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass eine ganz neue Form des Zusammenlebens und zusammen Arbeitens entstehen kann. Ich werde genau verfolgen, wie es mit dem Dorf weiter geht und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass mal eine Geschichte in der Region gut ausgeht.
Der Beitrag Pödelwitz. Und immer ist da ein bisschen Hoffnung. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.