Gestern war meine Freundin in Leipzig. Meist treffen wir uns an einem Tag und ich darf mir wünschen, wohin wir fahren, was wir uns ansehen wollen. Ich wollte nach Eisleben fahren, dorthin wo Martin Luther am 10. November 1483 geboren wurde und wo er am 18. Februar 1546 starb.
Es sollte der Versuch werden einer ganz „persönlichen Begegnung“ mit Martin Luther.
„Vier Jahrhunderte lang trug er (Luther G.E.) für die einen den Heiligenschein, für die anderen den Ketzerhut. … Die einen malten ihn als Zeugen der Kreuzigung, die anderen als des Teufels Gesellen. Und immer, wenn die einen ihn feierten, beschimpften die anderen ihn um so heftiger.“
Das schreib „Der Spiegel“ in der Ausgabe 45 im Jahre 1967 auf Seite 42f und es scheint auch jetzt wieder so zu sein. Ich habe es irgendwie noch gut, denn als Nichtchrist muss ich Luthers Werk nicht theologisch bewerten. Ich sehe aber auch
- seine Stärke, sich gegen die Dogmen der katholischen Kirche damals aufzulehnen, das Kloster zu verlassen, Kritik zu üben und Zorn, Hass, Schmähungen zu ertragen
- sein Verdienst einer Bibelübersetzung, damit auch die, die weder lesen noch schreiben konnten in den Predigten Zugang zu bestimmten Werten (ich bezeichne das mal so) bekommen konnten,
- seinen Mut, gegen den Willen der katholischen Kirche, als Geistlicher eine Familie zu gründen und in einem Testament seiner Frau Rechte einzuräumen, die weit über das Rechtsgefüge der damaligen Zeit hinaus gingen.
Martin Luther war ein widersprüchlicher Mensch und als solchen sehe ich ihn auch. In seinem Leben gibt es Fehler und dunkle Flecken. Die Aussagen zu Juden oder Menschen mit Behinderung sind wirklich kein Ruhmesblatt. Es ist gut, es zu benennen und sich damit zu beschäftigen, denn um so weniger lässt sich Luther instrumentalisieren. Auseinandersetzen und sein eigenes Bild machen solle man sich schon, weil es einen sonst irgendwie aufgedrängt wird.
In der genannten Ausgabe schrieb der Spiegel:
„Er bedeutet jedem etwas, manchem viel, keinem alles.“









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