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Channel: Gudrun, Autor bei Spinnradgeschichten
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Heide (Holstein). Besuch bei meinem jüngsten Kind.

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Heide (Holstein), der silbern gerüstete, barhäuptige St. Jürgen tötet den DrachenHeide, Kreisstadt Dithmarschens.
Ich war also angekommen beim jüngsten Kind. Auf diese Reise freute ich mich schon lange, nicht nur, weil ich als Mutter natürlich sehen wollte, wie mein Kind wohnt, lebt und arbeitet, so weit weg von mir.
Als die Mauer fiel, hatte ich zwei große Wünsche. Nein, es zog mich nicht in die Welt hinaus. Ich wollte die Alpen sehen und die Nordsee.
Die Nordsee musste ganz schön lange warten auf mich und wenn das jüngste Kind nicht in ihre Nähe gezogen wäre, hätte ich mich vielleicht nie auf den Weg gemacht.

Ich habe mich sehr gefreut, dass der Lebenspartner meiner Tochter mir Zeit opferte und mir die Stadt zeigte, in der mein jüngstes Kind und er zu Hause sind. Ich kann verstehen, dass es dem Töchterchen hier gefällt in dem ruhigen, schönen Städtchen Heide mit den kleinen Häusern, die manchmal an die typischen Häuser in den Hansestädten erinnerten. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, wie es wäre, hier zu leben. Unangenehm war er nicht. Leipzig oder Hypezig, wie es André Herrmann nannte, nervt mich im Moment etwas an, der Hype um die Stadt und auch Leute, die besonders aktiv „mithypen“ müssen, weil sie nur so mittendrin und besonders taff sind.

St. Jürgen der Drachentöteram Rande des Marktplatzes eines der ältesten Hüaser in Heide

Den Spaziergang durch Heide habe ich sehr genossen. Ab und zu bin ich stehen geblieben und habe mir die Menschen angesehen. Ich kann mich irren, aber ich glaube, sie sind nicht annähernd so hektisch wie die in meiner Großstadt. Selbst an der Supermarktkasse ging es ruhig und gelassen zu.

Am Rande des Marktplatzes von Heide steht der silbern gerüstete, barhäuptige St. Jürgen als Drachentöter. Er ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden und gab auch der Kirche nebenan den Namen. Unter dem ersten Wasserlaufes des Brunnens saßen Tauben. Für einen Moment dachte ich, dass sie zu den Darstellungen am Brunnen dazugehörten. Als sie ihr Federkleid schüttelten, war mir klar, dass sie das sonnige, warme Wetter für ein ausgiebiges Bad nutzten.

das Haus der Familie Brams in Heide neuer Park in Heide

Irgendwie passte es, dass ich in Heide an Brahms erinnert wurde. Das von Brahms vertonte WiegenliedGuten Abend, gut’ Nacht“ hatte ich anno dunnemals oft im Kinderzimmer gesungen, manchmal zur eigenen  Beruhigung und weniger für’s Kind.
Ob ein Enkelkind die niederdeutsche Fassung zu hören bekommen wird?

„Godn Abend gode Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Negelken besteeken,
krup ünner de Deeken,
Morgen frö wills God,
wöl wi uns wedder spreeken.“

Die Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in Heide, der Stadt, aus der die Vorfahren von Johannes Brahms kommen, eine Stätte der Erinnerung an den großen Komponisten zu schaffen. Das Brahmshaus, weiß gestrichen, mit breiter Fensterfront, tief gezogenem Dach und den Rosenstöcken davor fällt auf. Hineingehen werde ich bei einem nächsten Besuch.

die Hölle in Heide der Wasserturm in Heide

Der Schwiegersohn hatte extra nichts gesagt. Als ich diesen Straßennamen in Heide entdeckte, entfuhr mir ein: „Das gibt es doch nicht!“ und ich musste laut lachen. Die Straße heißt wirklich und wahrhaftig „Hölle“. Und es ist eine  Einbahnstraße. Also, wer einmal da gelandet ist, hat kaum eine Chance, einfach so wieder zurück zu gehen. Der muss dann da durch. :)

Ach, das Städtchen Heide in Holstein hat mir gut getan, denn ein Stückchen von seiner Ruhe und Gelassenheit habe ich mir mitgenommen. Ich bin viel gelaufen und trotzdem hatte ich das Gefühl, mich erholt zu haben.
Etwas sputen mussten wir uns nun doch, denn wir wollten meine jüngste Tochter abholen, die ihren Arbeitsplatz im sanierten Wasserturm von Heide hat.

 

Der Beitrag Heide (Holstein). Besuch bei meinem jüngsten Kind. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.


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