Es gibt so Dinge, die lassen mich einfach nicht so einfach los. Diesmal ist es das Vermächtnis einer Hirtin. Nein, es ist gar nichts Privates. Oder doch?
Die Hirtin
Sie wohnt zwischen dem Kaspischen Meer und dem Persischen Hochland und ist eine der letzten Kuhhirten im Iran. Jetzt ist sie 82 Jahre alt und lebt mit ihren Kühen im Winter in einem Dorf. Im Sommer zieht sie mit ihnen in die Berge. Dort gibt es weder Strom, noch Internet, kein Telefon und auch keine Zentralheizung. Als 14jährige hat man sie mit einem älteren Mann verheiratet. Man hat sie nicht gefragt. Elf Kinder hat sie geboren. Die haben die Gegend längst verlassen. Die Hirtin lebt allein bei ihren Tieren. Nun soll sie doch endlich im Tal bleiben, sagen Nachbarn und ihre Kinder. Sie indes möchte ihr Leben weiter leben, so wie sie es immer getan hat. Niemals würde sie ihre Tiere verlassen.
Die Dokumentation über diese Frau im Iran habe ich auf Arte gesehen. Sie hat mich tagelang beschäftigt. Die Hirtin lebt mehr als bescheiden, aber sie klagt nicht. Sie scheint zufrieden zu sein, wenn sie ihre Arbeit getan hat und ihre Tiere satt und zufrieden sind. Ich frage mich immer wieder: Wieviel braucht man wirklich, um sein Auskommen, auch mit sich selbst, zu haben.
Ich habe große Hochachtung vor dieser Frau.
Die Schönheit der Welt und der Frieden
Das zweite, was mich nicht los ließ, war die Landschaft im Elburs-Gebirge. Urwälder gibt es dort, Almwiesen und viele Wildtiere. Ich habe Angst um die Urwüchsigkeit dieser Gebirgsregion. Schon oft meinten irgendwelche Fremde, berechtigte Gründe zu haben, um brandschatzen zu können. Teheran ist nicht weit weg. Und gerade eben wurde im Iran ein riesiges Ölfeld entdeckt. Irgendwo las ich dieser Tage in einer Schlagzeile vom Pech, Öl zu besitzen.
Nein, mir gefällt nicht alles, was anderswo passiert, aber Gewalt erzeugt immer wieder Gewalt, Hass erzeugt noch mehr Hass. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass wir alle friedlich miteinander leben können, im Kleinen wie im Großen. „Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg.“, sagte Marcus Tullius Cicero. Und das war schon verdammt lange her.
Die Hirtin auf dem Hochland trachtet niemandem nach dem Leben. Ich würde sie gerne besuchen, so wie viele Menschen auch noch auf der Welt. Das kann ich leider nicht, aber gegen Kriege reden, gegen jeden Krieg, aus welchen Anlässen auch immer, das kann ich. Und das werde ich.
Der Beitrag Das Vermächtnis der Hirtin. Eine Dokumentation lässt mich nicht los. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.