Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter.
Zu der Erkenntnis bin ich die Tage gekommen und es hat mich nicht beunruhigt. Ich lebe ruhiger, seit ich zwar nicht alles ignoriere, aber vieles ausblende. Ich habe Zeit, mich um mein eigenes „Fortkommen“ zu kümmern und darüber hinaus nachzudenken, welchen Beitrag ich leisten kann, damit unsere Welt nicht immer dreckiger, giftiger und unwohnlicher wird. Die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg hat mich sehr beeindruckt. Schon ein winziger Umweltbeitrag ist besser als keiner. Und bei mir geht es mal wieder um (na?) Wolle.
Es ist gut, dass ich im Moment Helfer habe, denn bestimmte Dinge fallen mir gerade etwas schwer. Am liebsten würde ich meine Helfer reich beschenken. Weil aber der Reichtum gerade etwas knapp ist, kann ich nur Arbeit verschenken. Mühe und Arbeit und so dann doch etwas Wertvolles.
Die Wolle der Gotlandpelzschafe – ein wertvolles Geschenk
Vor einiger Zeit hatte ich die Wolle von Gotlandschafen versponnen für ein Schultertuch. Ich liebe diese Wolle! Gut, beim Spinnen braucht man einige Erfahrung, weil die Fasern leicht wegrutschen. Aber dann hat man eine weiche, glänzende, wunderschöne Wolle.

Die Wolle hatte ich von Freunden bei Mügeln geschenkt bekommen und ich bin immer noch sehr dankbar, dass ich Erfahrung mit der Wolle der Gotlandpelzschafe sammeln konnte. Und genau aus dieser Wolle sollte ein Schal entstehen für einen Helfer. Kalt genug für einen Schal war es. Es sollte aber auch kein fester Strick um den Hals werden. Also probierte ich Muster und fand auch eines, was mir genehm war.
Ein Muster suchen für ein lockeres Gestrick
Das Muster ist ganz einfach: die erste Reihe wird links gestrickt, bei der zweiten beginnt man damit, den Faden nach hinten zu legen und die Masche abzuheben (ohne stricken) und eine linke Masche folgen zu lassen, bis zum Ende der Reihe, die mit einer abgehobenen Masche endet. Dann folgt wieder eine Reihe linker Maschen.
Da ist er nun, 1,60 Meter lang. Der Schal aus der Wolle der Gotlandpelzschafe ist fertig.
Gestrickt habe ich mit Nadelstärke 5. Durch die Hebemaschen ist ein schönes, lockeres Gestrick entstanden. Kratzig ist hier gar nichts und ich denke, es wird gut wärmen ohne Hitzestau und Schweißausbrüche. Genau das ist der Unterschied zu allem synthetischen Zeuchs. Ab und zu den Schal mal raushängen ersetzt dauernde Wascherei. Und wenn er mal irgendwann wirklich ausgedient hat, dann kann er auf den Kompost.
Mein winziger Umweltbeitrag
Mein Helfer hat sein Geschenk schon bekommen. Er weiß, wie viel Arbeit da drinnen steckt und dass ich sie gerne gemacht habe. Wir haben uns sogar spaßeshalber auf einen imaginären Preis geeinigt, indem wir uns vergleichbare Produkte im Netz angesehen haben. Wir waren ein ganzes Stücke weg von den üblichen Billiganbietern und fanden das gut. Der Schal wird nicht Plastikteilchen ins Grundwasser spülen oder todbringend in Walmagen im Ozean landen.
Es ist (m)ein winziger Beitrag zum Umweltschutz, den ich leisten kann, indem ich über natürliche, aber in ihrer Art geniale Fasern aufklären kann, die mehr Aufmerksamkeit verdienen als untergeackert zu werden. Ich wünsche mir, dass die Schäfer auch an der Wolle ihrer Schafe verdienen können und dass die nicht immer weicher und weißer werden muss. Eine Tierindustrie mit gnadenlosen Züchtungen mag ich nicht und will auch diese Wolle nicht haben, auch keine, die erstmal um die halbe Welt gekarrt wird.
Die Schafwolle vom Schäfer um die Ecke, die mag ich schon, weil sie es auch tut.
Wolle vom Schäfer um die Ecke
Vom Nabu Leipzig hatte ich Leineschafwolle bekommen. Diese Schafe sind sind bedroht, vielleicht auch, weil eben ihre Wolle als nicht besonders fein und damit weich gilt. Ich probiere gerade wieder Muster aus für ein neues Wollprojekt, weil ich zeigen will, dass man aus jeder Wolle mit entsprechender Verarbeitung (die wir manchmal fast vergessen haben) Schönes und Nützliches machen kann. Das Muster im Mittelstück hatte ich in einer alten DDR-Strickzeitung gesehen. Man erhält es, indem Rechtsrippen gestrickt werden (Hin- und Rückreihe rechte Maschen) und in jeder vierten Reihe einfach eine viel dickere Nadel genommen wird. So einfach ist das und doch gut.
Die Wolle der Leineschafe hatte ich mit den Blättern des Essigbaumes gefärbt.
Zukunftspläne
Oh ja, Zukunftspläne habe ich. Eine Idee drängelte sich mir beim Spinnen und Stricken auf.
Wolle verarbeiten, das mache ich ja nun schon lange und ich werde es auch immer weiter betreiben. Wolliges möchte ich herstellen, über die Vorteile reden und nebenher mir auch noch manchen Wunsch erfüllen. Das ist viel und ausreichend als Plan.
Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter. Ja. Ich bin nicht der Nabel der Welt und auch nicht besonders wichtiger als ein Krümelchen. Aber aus vielen Krümeln Sand zum Beispiel kann Glas entstehen und eins davon kann auch schon Mal für erzwungene Ruhe im Getriebe sorgen.
Ich gehe dann mal wieder „krümeln“.
Der Beitrag Wolle vom Schäfer um die Ecke. Ein winziger Umweltbeitrag. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.