Bereits am 18. Oktober startete ich mein Projekt „Sauerkraut selber machen“. Wiewohl war heute der Moment, wo der Frosch ins Wasser rennt, oder besser die Gudrun um den Gärtopf.

Der Topf stand seit Mitte Oktober erst warm neben dem Heizungsrohr, dann in einer kühlen Ecke im Schlafzimmer. Ich musste nichts anderes tun als warten und ab und an die Rinne oben am Gärtopf mit Wasser auffüllen. Das dient zur Abdichtung, denn es soll ja nichts in den Topf hinein gelangen, was nicht rein soll.
Zu Beginn blubberte es noch öfter, aber dann war nur noch Stille.
„Stinkt das nicht?“, fragte die Tochter.
Nein, man riecht nichts. Heute, nach dem Öffnen des Gärtopfes, roch es nach frischem Sauerkraut. Als der Deckel wieder zu war, waren auch die Düfte weg. Unangenehm war das nicht.

Schon vor einiger Zeit hatte ich gelesen, was alles so passieren kann und anderen passiert ist. Ich hab mir schon Notrezepturen bereit gelegt, um gegebenenfalls zu retten, was noch zu retten ist. Jetzt bloß noch ein kurzes Stoßgebet und Deckel auf!
Seinerzeit hatte ich das Sauerkraut mit den äußeren Blättern des Kohlkopfes abgedeckt. Die entfernte ich jetzt aus dem Gärtopf und darüber hinaus natürlich auch die Beschwerungssteine, die das Kraut immer fein unten halten sollen.
Wie das duftete! Da konnte eigentlich nichts verkehrt sein. Sauerkrautsaft gab es übrigens in dem Reformhaus zu kaufen, in dem ich mal gearbeitet habe. Er war nicht billig und ich hab ihn jetzt zudem umsonst.

Ganz vorsichtig nahm ich mit meiner Krautzange das erste Kraut aus dem Topf. Vorsichtig kostete ich es. Gut sah es aus und gut roch es, aber dennoch immer traute ich dem Frieden nicht.
Was soll ich sagen? Das Sauerkraut selber machen hat sich gelohnt und auch das alte Rezept aus dem alten Bauernbuch im Volkskundemuseum Wyhra hat sich bewährt. (Liebe Museumsmitarbeiter in Wyhra, herzlichen Dank an euch, dass ihr für mich alte Bauernbücher durchforstet habt.)

Einen feinen Ertrag habe ich. Mein Kraut ist unglaublich lecker. Daher musste ich mich gleich erst einmal darüber hermachen. Einen Teil habe ich roh verputzt, so wie in meiner Jugend, als wir auf dem Weg von Altenburg ins Internat nach Windischleuba eine Tüte Sauerkraut vertilgt haben. Einen anderer Teil habe ich heute zu Mittag gekocht. Kochrezepte habe ich auch bekommen aus dem Volkskundemuseum Wyhra. Sauerkraut zu kochen ist jedenfalls eine kleine Kunst, wenn man nicht Fertigkraut einfach erhitzen will. Über die Rezepte werde ich bestimmt berichten, denn in verschiedenen Regionen wird auch verschieden gekocht.
Auch im nächsten Jahr werde ich mir wieder mein Sauerkraut selber machen. Das weiß ich schon jetzt. Im Frühjahr kann ja erstmal ein Rumtopf reifen.
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