Ich packe mal wieder die Kiepe. Morgen ist Frühlingsfest im Volkskundemuseum Wyhra. Alles steht unter dem Motto Märchen. Den Backofen gibt es dort, einen Brunnen, einen Uhrkasten mit Geislein und einen Wolf mit Omas Nachthaube im Bauernbett. Und ich? Ich werde an meinem Märchenspinnrad sitzen und erzählen, Spinnradgeschichten und Märchen.
Mein „altes“ Kostüm mit Unter- und Überkleid aus schwerem Leinen wäre mir morgen ganz sicher zu warm geworden. Damit habe ich schon im Winter in der Scheune gesessen, aber bei 28 Grad Celsius im Hof ist es bestimmt nicht toll. Dementsprechend hatte ich mir einen neuen Rock und eine Schürze bestellt in einem Mittelaltershop. „Battle Merchant“ hat auch zu meinem Glück ganz schnell geliefert, so dass ich auch wirklich mit Kostüm am Spinnrad sitzen kann.
Allerdings war mir Zwerg der Rock mal wieder zu lang. Wie immer. Also habe ich heute genäht und genäht und genäht. Ich habe keine Nähmaschine, also musste ich zu Nadel und Faden greifen. Ich dachte schon, dass ich nie zum Ende oder wieder zum Anfang kommen könnte.
„Du wolltest ja unbedingt so einen weiten Rock haben“, meinte das Töchterchen.
Ja, wollte ich und biss die Zähne zusammen. Jetzt passt alles.
Das Töchterchen hat mir noch eine Gewandnadel geschenkt. Sie ist aus Knochen und passt prima zu meinem Gestrick. Nun kann ich das „Ding“ zum Strickmaschen stilllegen wieder in den Stricknadelkorb verschwinden lassen. Wisst ihr, ein bisschen bedauere ich es, dass es warm ist. Zu gerne hätte ich mein Schultertuch ausgeführt. Aus der Wolle, die ich von lieben Schafhaltern aus Mügeln geschenkt bekommen hatte, ist etwas ganz Besonderes geworden. Spätestens im Herbst werde ich das Tuch brauchen. Seine Zeit kommt noch.
Vielen Dank, Familie S., für die schöne Wolle im Vlies spinnen. Es war eine Freude,sie zu verspinnen.
Ach ja, Wolle.
Mit Beate Neufeld (sie schreibt hier gleichfalls darüber) und einer Freundin hatte ich ja vorige Woche Wolle von den Leineschafen geholt. Ach, war die dreckig. Wenn man die geschorene Wolle erstmal durch den Stall zieht, wird sie zum Wischmop und sammelt alles, wirklich alles auf, was im Weg liegt. Je feiner die Wolle, um so besser der Mop.
Vieles musste ich aussortieren, weil das keiner wieder sauber bekommen hätte. Eine Probe, die ich gewaschen hatte, zeigte allerdings eine blütenweiße, schone Wolle. Also hab ich mich ran gewagt an den Waschbottich. Beim Versuch, die Wolle sauber zu bekommen, musste ich mir eine neue Technologie einfallen lassen: zupfen und auslesen, waschen, wieder zupfen, kardieren. Ich habe fast jede Faser im Wasser ausgestrichen. Ungeachtet dessen: Es hat sich gelohnt.
Einen kleinen Teil der Wolle nehme ich morgen mit nach Wyhra und jeder kann probieren, einen Faden völlig ohne Hilfmittel zu spinnen. Geht nicht? Euja, das geht, sogar ohne Märchenspinnrad.
Ich freue mich darauf.
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