Am Abend werden die Faulen fleißig. Oder: Wenn es warm wird, strickt Gudrun ein Stirnband.
Das erste sagte meine Mutter immer und das Zweite ist mir halt nicht eher eingefallen.
Ich hab mir das Ziel gesetzt, dass keine Wolle gesponnen wird, wenn ich nicht weiß, was daraus entstehen soll. Spinnen um des Spinnens Willen fühlt sich nicht gut an. Ich möchte nichts Unnötiges kaufen und auch nicht für die Halde produzieren.
Vor einiger Zeit hatte ich grüne Wolle in weiße Milchschafwolle kardiert und versponnen. Nun ist sie verstrickt. Ein Stirnband ist es geworden, eins mit Rapunzelzopf, den ich unbedingt ausprobieren musste. Wer einen Urlaub in Alaska plant, kann mir ja Bescheid geben. Ansonsten wandert das gute Stück zu den anderen Wintersachen in die Kiste. Das Gute an dem Zopf ist, dass garantiert kein eisiger Wind durch das Band pfeift.
Den Rapunzelzopf musste ich üben, weil ich einen Poncho stricken will, an dessen unterer Kante ein eben solcher Zopf ist. Ich habe so schöne Spinnwolle aus Mügeln geschenkt bekommen. Daraus soll etwas Besonderes werden.
Vorher muss ich aber noch etwas anderes probieren. Ich werde die letzte weiße Milchschafwolle verspinnen und dann ab damit in den Topf, ins Färbebad. Über meine Versuche werde ich berichten.
Die beste Nachricht des Tages für mich allerdings ist: Ich kann wieder ans Spinnrad!
Und da ist mir auch der Spruch meiner Mutter ein ordentliches Stück egal: Am Abend werden die Faulen fleißig. Alles ist gut so, wie es ist.
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