Lesen. Lesen. Lesen. Nein, ich schreibe an keiner Dissertation. Dennoch muss ich den Dingen immer auf den Grund gehen. Deshalb lese ich gerade viel von Haarschafen, Wollschafen, Grannenhaaren und Unterwolle, von Mufflons, Urschafen und anderen.
Wenn ich meine Geschichten erzähle von Schafen und ihrer Wolle, dann möchte ich auch erzählen, wie alles anfing vor vielen tausend Jahren. Manches kann man nur vermuten, vieles weiß man aber auch inzwischen. Das Wissen wird immer mehr, auch weil sich die Untersuchungsmethoden der Fundstücke immer besser werden.
Irgendwann wurden die herumziehenden Menschen sesshaft. Sie jagten nicht mehr ausschließlich und zogen ihrer Beute hinterher, sondern sie hielten sich Haustiere. Zu den ersten domestizierten Tieren gehörten Ziegen und Schafe. Die Schafe damals waren den Ziegen sehr ähnlich. Sie hatten ein Deckhaar und je nach Jahreszeit mehr oder weniger Unterwolle. Das ging alleine aus, war dem jahreszeitlichen Fellwechsel unterworfen. Diese Haare sammelte man, befreite sie von den fellartigen Grannenhaaren und verarbeite sie zu Gewebe, zu Kleidung. Gleichwohl gab auch damals schon so etwas wie Mode.
Im Steinzeitpark in Albersdorf (SH) habe ich eine Vorratskammer für Laubheu gesehen. Die heutigen Schafe würden das bestimmt nicht fressen mögen.
Ein Webstuhl zeigt, wie man mit einfachen Mitteln Gewebe herstellen konnte.


Die Veränderungen im ursprünglichen Haarkleid der Schafe war ein langer Prozess und eigentlich beschäftigt er die Züchter noch heute. Da, wo Handelsstraßen verliefen, führten die Händler auch Tiere mit, manchmal als lebenden Proviant. Durch Kreuzungen entwickelten sich die Haarschafe in Wollschafe. Die Wolle sollte immer weicher, weißer und ertragreicher werden. Ein Fellwechsel wie beim Urschaf war nicht mehr möglich. Die Tiere mussten geschoren werden.
Wolle hat ganze Nationen später reich gemacht. Inzwischen hat dieser Rohstoff viel an Wert verloren. Zu Unrecht finde ich. Indessen interessiert fast nur noch das Fleisch der Schafe und man kreuzt jetzt wieder Schafe ein, die dem Haarschaf ähnlicher sind als dem Wollschaf. Ihr Fleisch soll wieder wildartiger schmecken und nicht so tranhaltig wie das der Wollschafe. Nun interessiert mich das Fleisch berhaupt nicht, sondern nur das, was das Schaf auf dem Körper hat. Ich hoffe sehr, dass manche ihre Wollschafe behalten.
Letztendlich kann man alles verarbeiten, was biegsam ist. Wenn es nicht der Kuschelpullover werden kann, dann wird es ein schöner Teppich.
Also, ich werde jetzt noch ein bisschen von Haarschafen, Wollschafen, Grannenhaaren und Unterwolle lesen. Und ab und zu träume ich davon, meine Geschichten auf einer Wiese mit Schafen erzählen zu können. Träumen und sich etwas wünschen darf man doch, oder?
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