Als Kind war ich oft krank und dann schleppte mich meine Mutter zum Arzt. Ich wohnte auf dem Dorf, aber da gab es eine Arztpraxis.
„Wo wollt ihr denn hin?“
„Na, wiedermal zum Doktor Eisenbart.“
Ich dachte der Arzt heißt wirklich so. Dem war aber nicht so. Er hieß eigentlich Dr. Güthert, wurde aber Eisenbart genannt, weil er zum Teil eine ruppige Art hatte, mit den Dorfbewohnern umzugehen. Vielleicht war das aber auch gut so.
Wenn der Doktor abends nach Hause fuhr, dann kam er bei seinen derzeitigen Sorgenkindern einfach vorbei. Unangemeldet. Ich weiß noch, wie er das Federbett durch den ganzen Raum warf, mit dem mich meine Mutter zugedeckt hatte.
„Sag mal, willst du die umbringen? Die hat 40 Fieber!“
Meistens kam ich um eine Lungenentzündung nicht herum und dann packte der Arzt die Spritze und das Penicillin aus. Ich begann schon leise zu wimmern, denn das Zeug war wie Suppe und brannte, wenn man es gespritzt bekam.
„Pass mal auf“, sagte der Doktor zu mir. „Ich gebe zuerst deinem Teddy eine Spritze, denn der ist auch krank. Wenn der Teddy nicht weint, dann weinst du dann auch nicht.“
Er wischte mir die Tränen ab, schnappte sich meinen liebsten Lieblings-Teddy und ich hätte geschworen, dass er ihm eine Spritze gab. Natürlich weinte der Teddy nicht. Ich habe dann mächtig gekämpft und die Zähne zusammengebissen, aber geweint habe ich auch nicht.
Einen Doktor Eisenbart gab es wirklich und er hatte in Altenburg um 1686 eine Praxis auf dem Altenburger Markt. Er bekam vom Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha-Altenburg das Privileg in den Städten und Dörfern des Herzogtums zu praktizieren.
Aha, deshalb ist der Name in der Gegend so bekannt.
Neulich erzählte ich schon von der Heilwolle für ein kleines Mädchen. Es soll ihr helfen, mit ihrer starken Bronchitis klar zu kommen. Wenn das kleine Mädchen erstmal ihre Puppe versorgt, dann erträgt sie bestimmt auch selbst die Wolle auf der nackten Haut. Den Arzt ersetzt es bestimmt nicht und ob der Doktor Eisenbart heißt, wage ich zu bezweifeln. Meiner wird mir jedenfalls in Erinnerung bleiben.
Aus einem studentischen Trinklied, welches wahrscheinlich an der Uni in Göttingen entstanden ist, aber auch an meiner Uni in Medizinerkreisen gesungen wurde:
Ich bin der Doktor Eisenbart,
widewidewitt, bum, bum,
kurier die Leut auf meine Art,
widewidewitt bum bum.
Kann machen, dass die blinden geh’n.
widewidewitt, juchheirassa,
und das die Lahmen wieder seh’n;
widewidewitt, bum, bum.
(Quelle: https://de.m.wikipedia-org/wiki/Ich-bin-der-Doktor-Eisenbart)
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