Heute gibt es solch ein Schmuddelwetter, dass ich froh bin, nicht aus dem Haus zu müssen. Es wird also wieder ein Tag am Spinnrad. Das ist auch gut so, denn das Spinnen ist etwas, was mich ungemein beruhigen kann. Ich bewege mich gerade zwischen Hoffen und Bangen.
Heute Morgen hatte ich eine Nachricht von meinem ältesten Kind auf dem Pad. Sie ist im Krankenhaus, weil ihr Blutdruck extrem hoch war. Um Mutter und Kind nicht zu gefährden hat man sich entschlossen, die Geburt einzuleiten. Der kleine Enkel wird dann noch ein Weilchen auf der Frühchen-Station bleiben müssen, weil er noch beim Trinken und Atmen Unterstützung braucht.
Und nun sitze ich hier, weit, weit weg zwischen Hoffen und Bangen. Ich kann nichts tun.
Das jüngste Kind hatte schon vor Tagen im Norden die Glühwein-Saison eröffnet. Alkohol trinke ich nicht, aber der Tee „Heidepunsch“ aus Nordfriesland ist sehr lecker. Mit Entsetzen habe ich gemerkt, dass mein Tee zur Neige geht. Ich muss für Nachschub sorgen.
Ehrlich, so kann ich nicht arbeiten. Eine von den Katzenweibern liegt ständig in der Wolle und lässt es sich gut gehen. Zuerst wird ein bisschen getrampelt wie früher bei der Katzenmutti und dann schnurrt es aus den Schafhaaren. Ich kann sie nicht vertreiben, hole mir dann eben neue Wolle.
Das ist meine Ersatzhaspel. Ich habe keine richtige, muss mir halt immer etwas einfallen. Ich habe die Wolle auch schon um ein fettes Buch gewickelt und dann hatte ich Mühe, die wieder herunter zu bekommen. Die Kiste macht sich ganz gut. Damit sie beim Wickeln nicht davon saust, muss ich allerdings immer noch etwas obenauf packen.
Inzwischen trocknen zwei Stränge Wolle im Bad und ich werde wieder mit meinen Teepott an mein Spinnrad gehen. Ich hoffe, dass es meiner Tochter und dem Enkel gut geht. Es ist jetzt Nacht hinter dem großen Teich und man hat der Tochter etwas gegeben, damit sie schlafen kann. Ich muss mir keine Sorgen machen, denn sie ist medizinisch in den besten Händen.
Alles wird gut. Bestimmt.
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