Apathisch lag sie da, meine alte Kleo. Nein, sie schlief nicht, ihre Augen waren halb geöffnet. Das Fressen verweigerte sie schon seit drei Tagen. Sie war lebensmüde. Das spürte ich. Das Wasser, welches ich ihr immer mal reichte, nahm sie. Manchmal setzte ich mich zu ihr. „Ruh dich aus, Kleo. Du hast es dir verdient.“ Abschied nehmen gehört zum Leben dazu.
Ich denke, dass sich Kleo vorbereitet, jetzt irgendwann zur Regenbogenbrücke zu gehen. Bis zur Brücke gehe ich den Weg mit ihr. Wenn ich ich mich dann eines Tages selbst auf den Weg machen muss, dann weiß ich, dass die Katze auf mich warten wird. Ein tröstlicher Gedanke.
Zuerst wollte ich zum Tierarzt rennen, damit … Ja, weswegen eigentlich. Wir sehen gerne das kleine, niedliche Kätzchen, die elegante Samtpfote. Alles andere passt wohl nicht so recht in unser Weltbild, dass so oft jung und dynamisch sein muss. Früher war es üblich, dass in der Familie gestorben wurde, nicht in einem Krankenhaus bei Fremden oder eben auch beim Tierarzt.
Kleo hat keine Schmerzen. Nun ja, vor einiger Zeit habe ich ihr die Hitsche (Fußbank) vor ihren Korbstuhl gestellt, damit sie besser hineinkommt. Zuerst sah sie mich an mit dem typischen Kleo-Blick, der mir sagen soll, dass ich wohl nicht mehr alle beisammen habe. Jetzt hutscht sie langsam über das Bänkchen in ihren Stuhl. Die Zeit, in der sie aus dem Stand über den Gartenzaun springen konnte, ist eben vorbei.
Nein, wir haben es noch nicht überstanden.
Heute morgen tapperte Kleo in die Küche. Sie fraß. Dapperich, aber Kraft ihrer Autorität als Altkatze scheuchte sie die andere Katze von ihrem Napf weg und fraß auch dort noch. Gut, richten wir uns ein, dass es jetzt ein ständiges Hin und Her geben wird. Irgendwie kann Kleo noch nicht loslassen. Und da darf sie eben bleiben, in ihrer Familie, mit allem was für sie getan werden kann und muss. Bis zuletzt. Abschied nehmen gehört zum Leben dazu.
Der Beitrag Abschied nehmen gehört zum Leben dazu. erschien zuerst auf Spinnradgeschichten.